Das Kopftuch

Das Kopftuch ist die ursprünglichste Kopfbedeckung der Frau und gehörte bis ins 20. Jhdt. zum fixen Inventar eines - meist bäuerlichen - Kleiderschranks.

Bei festlichen Anlässen trugen früher nur die Bürgersfrauen später auch sehr begüterte Bäuerinnen die kostbar bestickten Goldhauben. Das ländliche Gegenstück dazu waren schwarze Tücher aus Seidentaft, die kunstvoll am Hinterkopf als Flügelhaube gebunden wurden. Gestärkt wurde das Tuch mit Zuckerwasser oder Bier.

Wie das Tuch gebunden wurde, war von Region zu Region unterschiedlich. Allein in Oberösterreich gab es mehr als 40 verschiedene Arten der Bindung.

 

In manchen Gegenden wie etwa dem Salzkammergut (Attergau)  konnte man auch die Konfession am Kopftuch feststellen. Evangelische Frauen banden es anders als katholische.

                                                           Aus Franz Lipp: Goldhaube und Kopftuch

 

Dieser geschichtliche Hintergrund und die Tatsache, dass manchen Frauen die Goldhaube entweder zu schwer auf dem Kopf war oder schwarz besser zum Gesicht passte, hat die Vereinsführung 1994 veranlasst, auch dieses Kopftuch als Bestandteil unserer historischen Seidentracht aufzunehmen und einige Frauen haben damals in einem eigenen Kurs auch das Binden gelernt.

Das Tuch zu binden war und ist nicht einfach und kann auch nur mit fremder Hilfe gebunden werden. Bei einer unserer Kopftuchdamen, die das Tuch jedes Mal frisch gebunden hatte, musste der Kopf ihres Ehemannes dafür herhalten, damit sie es binden konnte. Bei anderen wurde das Kopftuch einmal gebunden und fixiert und wird seither sorgfältig auf einem Styroporkopf aufbewahrt bis es wieder getragen wird.

Befestigt wird das Tuch mit einem Kamm, der mit einem Samtband überzogen ist. Der Kamm gibt Halt und das Tuch wird mit langen schwarzen Stecknadeln auf diesem Samtband festgesteckt, oder auch mit schwarzen Spangerln oder Haarnadeln auf dem Samtband fixiert.

Aber auch eine wenig nachahmenswerte Methode wird überliefert: Mitunter wurde das Tuch direkt auf der Kopfhaut festgenadelt - AuWeh!.